Vintage Linsen: Ein kleines, ganz persönliches Review – Teil 1: Helios-44

Vintage Linsen: Ein kleines, ganz persönliches Review – Teil 1: Helios-44

Heute möchten wir euch den Start einer kleinen Serie präsentieren. Hierbei soll es, wie der Titel schon verrät, um alte Objektive gehen. Dabei stehen nicht die technischen Details der Linsen im Vordergrund, sondern vielmehr, wie man sie einsetzen und vielleicht sogar zweckentfremden kann. Denn viel wichtiger als alles, was man eh schon im Internet nachlesen kann, ist ja, was man letztlich mit den Objektiven machen kann, wie man sie so einsetzen kann, dass wirklich besondere Bilder entstehen.

Helios-44

Das Helios ist ein altes Objektiv aus der UdSSR, das ab den 60ern gebaut wurde. Es hat eine 58mm-Frontlinse bei Blende 2. In der Regel hat es einen M42-Anschluss. Dieses Objektiv habe ich vor einiger Zeit von Daniel geschenkt bekommen und mit meiner Zustimmung hat er mir, wie ihr vielleicht schon vermutet, die Frontlinse umgedreht. Dies hat zur Folge, dass nur noch wenige Bereiche im Bild scharf abgebildet werden und in der äußerst krassen Randunschärfe unter bestimmten Bedingungen ein verrücktes Bokeh entsteht. Viele Fotografen machen sich diesen Effekt bei den Frühblühern zunutze, sodass der zauberhafte Bildlook die Zartheit der Pflanzen verstärkt.

Wer mich und meine Art zu fotografieren ein wenig kennt, kann es sich schon denken: Ich habe das Helios bisher noch nie bei den Frühblühern genutzt. Denn was schon tausendfach vorhanden ist, brauche ich nicht auch noch fotografieren. Deswegen habe ich es nach anfänglichem Testen eine Zeit lang kaum genutzt, da ich für mich noch keinen Einsatzzweck gefunden hatte. Doch durch weiteres Testen und Ausprobieren ging es immer ein Stück weiter und irgendwie wurde es auch immer ein wenig verrückter.

Einsatzzwecke

Wie die Frühblüher schon vermuten lassen, ist der Makrobereich einer der prädestinierten Einsatzbereiche. Als Motiv eignen sich vor allem Dinge, die zart und zerbrechlich sind, wie zum Beispiel Schmetterlinge und andere Insekten.

Ziemlich krass wird das Bokeh beim Einsatz am Wasser. Das ist sowohl bei Makros als auch bei eher landschaftlich geprägten Aufnahmen der Fall. Scheint dann noch die Mittagssonne grell vom Himmel, verstärkt das noch einmal den Effekt.

Besonders während des letzten Schwedentrips habe ich das Helios als Landschaftsobjektiv wertzuschätzen gelernt. Diese zauberhafte Stimmung, die das Objektiv jedem dieser faszinierenden Landschaftsausschnitte verleiht, ist einfach einmalig. Ein Versuch, den ich an dem kleinen Wasserfall startete, zeigte mir, dass man mit diesem Objektiv sogar ein Freihandpanorama machen kann! Anders konnte ich mit der vorgegebenen Brennweite diesen kleinen Wasserfall nämlich nicht fotografieren. Also dachte ich mir: Versuch macht klug – einfach mal ausprobieren. Könnte ja gut werden!

Ihr seht, den Einsatzzwecken eines solchen Objektivs sind absolut keine Grenzen gesetzt. Haltet euch nicht an die Bilder, die ihr eh schon kennt und lasst euch vor allem nicht von irgendwelchen Foreneinträgen davon abbringen, eure Objektive anders zu nutzen als üblich. Probiert euch aus, testet jedes Objektiv in allen Lebenslagen und ihr findet bald heraus, wie ihr euer altes Schätzchen einsetzen könnt, um ganz persönliche Fotos zu bekommen.

Tipp

Bei gedrehter Frontlinse ist es wichtig, dass das Hauptmotiv mittig oder zumindest nah an der Mitte platziert ist, da es ansonsten in völliger Verzerrung und Unschärfe untergeht. Das kann natürlich auch gewollt und durch Defokus weiter forciert werden. Soll das Hauptmotiv aber scharf abgebildet werden, geht dies nur über eine mittige Positionierung.

Ich hoffe, euch einen kleinen Einblick in meine „Helios-Fotografie“ geben zu können mit diesem Artikel.

Bleibt kreativ, tobt euch aus! 🙂

Eure Christine

naturgezwitscher

Kennt ihr eigentlich schon naturgezwitscher? Das ist unser naturbelichtet Newsletter. Meldet euch gerne an und erfahrt als erstes von neuen Workshops und neuen Blogartikeln. naturgezwitscher erscheint ca. alle 4 Wochen. Zur Anmeldung geht es hier entlang: naturgezwitscher – unser naturbelichtet Newsletter.

4 Kommentare
  • Marco Mayda
    Posted at 08:54h, 23 September Antworten

    Wirklich schöne Vorstellung dieses Objektives ! Bei meinem habe ich auch die Frontlinse gedreht. Habe es allerdings noch nie für Landschaften benutzt. Werde ich mal ausprobieren. Besonders hat mich das Foto vom Wasserfall beeindruckt. Macht Spaß mit den alten Linsen! Kann man auch an euren Fotos sehen, wirklich Klasse 👍 Freue mich auf die nächste Vorstellung….LG Marco

    • Christine Averberg
      Posted at 09:14h, 23 September Antworten

      Hallo Marco, ja das macht wirklich Spaß, mit diesen Linsen zu experimentieren. Probiere es einfach mal aus mit den Landschaften- wir waren echt begeistert von den Ergebnissen.
      Viele Grüße! Christine

  • René
    Posted at 09:05h, 30 September Antworten

    Ein schöner Beitrag über die tolle Linse. Ich habe zusätzlich noch die hintere Linse gedreht. Ich versuche mich damit auch öfters an Mehrfachbelichtungen mit Objektivtausch.

    Freu mich auf weitere Vorstellungen

    Viele Grüße
    René

    • Christine Averberg
      Posted at 06:20h, 01 Oktober Antworten

      Hallo René, schön dass dir der Artikel gefällt. Das Objektiv macht echt Spaß. Es wird auf jeden Fall noch weitere Vorstellungen geben. 😊 Vorgestern ging noch ein Artikel dazu online!
      Viele Grüße, Christine

schreibe einen Kommentar