Vintage Linsen: Ein kleines, ganz persönliches Review – Teil 3: Diaplan 100mm f/2.8

Vintage Linsen: Ein kleines, ganz persönliches Review – Teil 3: Diaplan 100mm f/2.8

Heute soll es in unserer kleinen Serie um ein ganz spezielles Objektiv aus dem Hause Meyer Görlitz gehen – genau genommen ist es gar kein Objektiv, sondern eine Projektorlinse. Das Diaplan ist der kleine Bruder des weit bekannteren Trioplan, allerdings mit zwei entscheidenden Vorteilen: Es ist mit 50-80€ auf dem Gebrauchtmarkt deutlich günstiger als das Trioplan mit ca. 600-700€. Noch dazu ist das Diaplan deutlich schärfer, während das Trioplan selbst in der Bildmitte eine erhebliche Unschärfe aufweist.

DIY

Doch natürlich hat es auch einen Nachteil, denn schließlich ist das Diaplan für Projektoren und nicht für Kameras gemacht. Daher ist das Diaplan eine reine Linse, der man erstmal einen Tubus verpassen muss, wenn man nicht das Glück hat, beides direkt zusammen kaufen zu können. Und an diesen Tubus muss dann noch ein Adapter oder Zwischenring gebaut werden, damit die Linse mit der Kamera verbunden werden kann. Auch hier kann man natürlich Glück haben und eine bereits adaptierte Linse finden.

Mittlerweile haben wir beide ein Diaplan – bei dem Preis muss man da nicht weiter drüber nachdenken. Meins habe ich schon seit vielen Jahren. Ich hatte das Glück, eine Linse mitsamt Tubus zu finden und habe es mir ohne große Vorkenntnisse bei Ebay gekauft. Dann habe ich mich durch ein paar Foren gewühlt, um zu erfahren, wie ich die Linse nun an meine Kamera bekomme. Die Lösung war recht einfach. Ich kaufte mir einen Satz günstige Zwischenringe und übergab diese meinem Vater mit der Bitte, den Tubus an einen der Zwischenringe zu bauen. Er machte große Augen, kratzte sich am Kopf und man sah förmlich, wie es in seinem Kopf arbeitete. Nach einigen Tagen übergab er mir freudestrahlend die fertig adaptierte Linse.

Kleiner, theoretischer Nachteil an meiner Adaptionsweise ist, dass ich mit dem Diaplan durch den angebauten Zwischenring nun nicht mehr auf unendlich fokussieren kann. Da ich das Objektiv aber ohnehin ausschließlich im Nahbereich nutze, ist das nicht weiter schlimm. Im Gegenteil: Meist habe ich sogar noch einen weiteren Zwischenring da dran. Durch die Bauweise meines Tubus‘ kommt bei passendem Sonnenstand Streulicht auf den Sensor. Allerdings sehe ich auch das nicht als Problem. Denn entweder passen die zusätzlichen Lichtreflexe gut ins Bild, sodass ich sie dankend annehme. Oder ich lege meine Hand oder ein Putztuch über die Öffnungen, sodass kein Licht mehr durchdringen kann.

Daniel kaufte sich sein Diaplan vor wenigen Jahren. Der Vorteil an seiner Linse: Er hat sie bereits fertig adaptiert für M42 gefunden und musste sich um die Adaption keine Gedanken machen. Mit einem zusätzlichen gängigen Adapter von M42 auf RF kann er das Selbstbau-Objektiv an seinen spiegellosen Kameras nutzen. Außerdem ist sein Tubus rundherum geschlossen, sodass kein Streulicht auf den Sensor trifft. Auch ohne Zwischenring kann Daniel mit dieser Linse nicht auf unendlich fokussieren. Doch wie gesagt – da die Linse vor allem im Nahbereich sinnvoll ist, ist das nicht weiter tragisch.

Doch wozu der ganze Aufwand – was bringt ein Diaplan?

Das Diaplan ist ein einem ganz bestimmten Bereich unschlagbar: Es macht wunderschöne, scharfkantige Kringel im Bokeh, wenn sich im Hintergrund Lichtreflexe befinden. Diese können zum Beispiel durch ein lückenhaftes Blätterdach, Tautropfen oder Reflexionen im Wasser entstehen. Das Diaplan schafft es dabei, das Hauptmotiv im Vergleich zum Trioplan enorm scharf abzubilden. Das zusammen erzeugt einen leichten und verspielten Bildlook, der durch Defokus noch verstärkt werden kann.

Ehrlich gesagt nutze ich das Diaplan in keiner anderen Situation, denn abgesehen von den Kringeln hat das Objektiv keine weiteren Besonderheiten in anderen Bereichen. Da es aber klein und leicht ist, habe ich es sehr häufig dabei – ob ich es nun benutze oder nicht. Schließlich weiß man nie, welche Szenen einem bei einem Waldspaziergang so über den Weg laufen!

Und ihr so?

Habt ihr auch Erfahrungen mit dem Diaplan? Wie habt ihr die Linse an eure Kamera adaptiert? Oder hattet auch ihr das Glück, ein fertiges Objektiv gefunden zu haben?

Wir sind gespannt auf eure Erlebnisse!

Eure Christine

naturgezwitscher

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2 Kommentare
  • René
    Posted at 06:20h, 09 Oktober Antworten

    Ein toller Beitrag und tolle Bilder. Selber habe ich bisher nur ein Schneider Kreuznach Projektionsobjektiv adaptiert in einer Schiebehülse. Muss doch direkt nach dem Beitrag mal auf die weitere Suche gehen.
    Das Fotografieren mit den alten Linsen kann schon eine echte Sucht werden.

    Viele Grüße

    • Christine Averberg
      Posted at 10:31h, 09 Oktober Antworten

      Vielen Dank, schön dass dir der Beitrag gefällt und dich animiert, weiter nach Vintagelinsen zu schauen. Viele haben einfach ein unheimliches Potential. 😊

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