(Fast) 4 Jahre Canon EOS R5 – Ein Erfahrungsbericht Teil 1
Heute geht es hier im Blog etwas „technischer“ zu, denn ich möchte mit euch meine Erfahrungen mit der Canon EOS R5 teilen. Nach fast 4 Jahren gibt es hier einiges aus der Praxis zu berichten: Viel positives, aber auch ein paar negative Dinge.
Ich erinnere mich noch genau an den Anruf von meinem Fotohändler damals: „Deine R5 kommt morgen bei uns an. Wenn du sie noch willst, ist sie pünktlich am Freitag da“. So ganz habe ich die „Frage“ nicht verstanden.. Natürlich will ich! Und das noch pünktlich zum Marktstart!
Wenn das Ding nur halb so gut funktioniert, wie in den ganzen Videos, die ich mir voller Vorfreude dazu schon angesehen habe, wäre ich schon mehr als zufrieden. Die erste „richtige“ spiegellose Kamera von Canon und noch dazu mit diesen Daten! Der Technikfreak in mir war schon heiß wie Frittenfett!
Spiegellose Kameras waren auch vor 4 Jahren nichts Neues und ich habe schon eine zeitlang Erfahrungen mit der EOS R sammeln können, aber was mit der R5 damals vorgestellt wurde, las sich einfach zu schön um wahr zu sein: 45 Megapixel mit bis zu 20 Bildern pro Sekunde, „Deep Learning“ Autofokus mit Feldern über den gesamten Sensor, Motiv-, Augen und vor allem Tiererkennung (Körper, Kopf, Auge), ein grosser Buffer und vieles vieles mehr.
Innerlich tat ich davon vieles als Marketing ab um die Erwartungen zu dämpfen und freute mich auf das erlösende Klingeln des Postboten.
Ich hätte nun gerne berichtet, wie ich sehnsüchtig auf das gelbe Auto gewartet habe und das Paket dem Postboten aus der Hand gerissen und sofort aufgerissen hätte.. aber die Realität sah anders aus: es war Corona (Kontaktlose Zustellung – kennt das noch jemand?) und ich auf dem 120km weiten Weg zu Christine, als es (bei ihr) zugestellt wurde.
Das Paket blieb nicht lange ungeöffnet und ich war natürlich bestens vorbereitet: die geladenen Akkus habe ich vergessen und so hieß es erstmal: Akku laden und warten. Die Zeit habe ich genutzt um ein Gefühl für den Body zu bekommen und schon einmal das Muskelgedächtnis zu trainieren. Als der Akku nach gefühlt 2 Tagen endlich voll war, ging es ans Einstellen und kurz danach raus in die Natur zum Testen und Erfahrungen sammeln…
… knapp 4 Jahre später
Habe ich einige Erfahrungen mit der Kamera sammeln können und viele tausend Bilder mit ihr gemacht.
Der Body
Von einer DSLR kommend ist das spiegellose Gehäuse einer R5 doch eine gute Ecke kleiner und leichter geraten. Die grundsätzliche Ergonomie und Formensprache einer Canon Kamera hat sie aber definitiv übernommen, sodass man sich sofort heimisch fühlt. Sie liegt gut in der Hand und das neue dritte Einstellrad ist ebenfalls sehr nützlich. Ich nutze es für die Belichtungskorrektur.
Für mich könnte der Body allerdings ein wenig größer sein, wie auch die einzelnen Knöpfe. Mit Handschuhen oder nassen Fingern hatte ich da des öfteren Probleme. Eine Beleuchtung der Knöpfe wäre auch noch toll.
Patina
Nach fast 4 Jahren und intensiver Nutzung hat der Body natürlich etwas „Patina“ entwickelt, die „Belederung“ ist ein wenig speckig geworden und der ein oder andere kleine Kratzer zeigt sich. Die Knöpfe funktionieren aber alle noch einwandfrei. Einzig das Hauptwahlrad ist ein wenig schwergängiger als bei einer neuen Kamera.
Display
Das Klappdisplay finde ich super. Es hat eine gute Qualität und auch eine ausreichende Helligkeit und vor allem auch Schärfe. Man kann es zur linken Seite ausklappen und dann drehen und schwenken. Diese Bewegungsmöglichkeiten sind in den meisten Fällen ausreichend. Was ich allerdings gerne gesehen hätte: Ein von unten aufklappbares Display. So kann man achsengerecht von oben draufschauen und hat keine Verschiebung des Drehpunktes bei einer Kamerabewegung. Beispiel: Die Kamera ist auf dem Stativ in einer niedrigen Position und man sitzt dahinter und will der Bewegung eines Wasservogels folgen.. das ausgeklappte Display ist neben der Kamera und die Bewegung nicht auf der selben „Achse“, wie das Objektiv. Da muss man sich erst dran gewöhnen.
Wetterfestigkeit / beschlagener Sucher
Eine meiner größten Kritikpunkte an der Kamera ist die Wetterfestigkeit. Die Abdichtung ist grundsätzlich gut und die Kamera hat mehr ausgehalten, als ich ihr zugetraut hätte. Einige Male sind einige Knöpfe nach einem ordentlichen Dauerregen ausgefallen, nach einer kurzen Trocknungsphase gingen diese aber immer wieder. Bilder machen konnte ich meist noch. Jedoch beschlägt der Sucher gerne von Innen, sodass man teilweise gar nichts mehr dadurch erkennen kann – und dies nicht unbedingt nach einem Dauerregen. Einige wenige Tropfen im Sucher, bzw. auf dem Glas, reichen schon aus und sie fängt an von innen zu beschlagen.. das muss in Zukunft besser werden!
Der Sucher selber ist von sehr guter Qualität, detailreich, scharf und auch von der Bildwiederholrate her gut. Von einer DSLR kommend ist es natürlich eine Umgewöhnung gewesen, ich kam damit aber schnell gut zurecht. Im Vergleich merkt man allerdings, dass dieser einige Millisekunden hinterherhinkt. Hier musste ich mich neu eingewöhnen, habe es bis heute aber nicht zu 100% geschafft. Besonders merke ich dies, wenn ich Vögel im Flug verfolge: Sie sind oft schon weiter, als ich denke und mit der Kamera verfolgt habe. Mit der R3 ist so eine Situation für mich kein Problem (das Sucherbild ist dort annähernd in Echtzeit). Dazu kommt noch ein kleiner Sucherblackout, welchen ich aber mit der Zeit nichtmehr als wirklich störend empfunden habe.
.. weiter in Teil 2
Da der Blogartkel schon recht lang geworden ist, geht es kommende Woche in Teil 2 u.A. mit folgenden Punkten weiter: Bildqualität, die Technik, die Software, Zukunft & Fazit.
Ich hoffe euch hat es bis hier hin gefallen und lest auch mal gerne etwas technischeres.
Und Ihr so?
Wollt ihr noch etwas bestimmtes zu der Kamera in Teil 2 wissen? Habe ich etwas vergessen? Wie sind eure Erfahrungen mit der Kamera? Schreibt es gerne in die Kommentare!
Euer Daniel
naturgezwitscher
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Pingback:naturbelichtet | (Fast) 4 Jahre Canon EOS R5 - Ein Erfahrungsbericht Teil 2
Posted at 12:57h, 28 Juni[…] ersten Teil meines Erfahrungsberichts nach fast 4 Jahren mit der Canon EOS R5 in der Naturfotopraxis habe ich euch einiges zum Body erzählt. Heute geht es um eher um die […]
Susanne Steinhoff
Posted at 05:34h, 01 JuliDanke für Deinen Bericht, Daniel! Bei meiner geliebten R6 habe ich exakt dieselben Problemchen – Wetterfestigkeit (bzw. “nicht”), dann diese winzige Zeitverzögerung im Sucher – das irritiert mich auch bis heute. Was mich noch mehr stört, ist das Schwarzwerden des Suchers bei Reihenaufnahmen, eben z. B. beim Vogelflug in Langzeitbelichtungen. Ich habe Schwierigkeiten, den Vogel an derselben Stelle im Sucher zu halten, eben genau aus diesem Grund. Ich spar dann mal auf die R5II…
Daniel Böttcher
Posted at 18:22h, 03 JuliHallo Susanne,
vielen Dank für deinen Kommentar und deine Erfahrungen mit der R6!
Ein Stück weit ist die Verzögerung ja Gewöhnungssache, aber irgendwie hängen die Kameras ein wenig zuviel hinterher. Es ist nicht viel, aber es fällt mir immer wieder etwas störend auf. Mit dem schwarzen Sucherbild ist ja bei einer DSLR auch nicht anders.. aber vielleicht gibt es da irgendwann mal eine coole Lösung zu. Die R5 II wird bestimmt interessant. Mal sehen, was sie so alles kann (oder eben auch nicht) 🙂
Viele Grüße,
Daniel