Die Zeit vergeht wie im Fluge. Gefühlt haben wir euch gerade erst berichtet, dass wir in ein Wildniscamp fahren und uns wahnsinnig freuen – und schon ist alles wieder vorbei. Doch nun erstmal von vorne! Während ihr also den letzten Blogartikel gelesen habt, waren wir schon mit dem Camper unterwegs Richtung Osten. Nach einem Zwischenstopp, der mehr dazu diente, die Fahrt etwas aufzuteilen, sind wir am Samstag bei Freunden von Daniel aufgeschlagen. Die Wiedersehensfreude war groß, es gab gute Pizza vom Italiener und wir hatten wirklich einen wunderbaren Abend zusammen. Nach einer Nacht auf der Einfahrt und einem ausgiebigen Frühstück ging es dann für uns weiter in die Lausitz. Hier hatten wir unweit vom Camp einen schönen Platz am See gefunden, wo wir uns niederließen – und dann eigentlich nur noch die Tage dahin plätschern ließen. Es regnete fast pausenlos und so beschäftigten wir uns mit Kaffeetrinken, Teetrinken, In-die-Wolldecke-kuscheln und Musikhören. In einer kurzen Regenpause machten wir einen kleinen Spaziergang, auf dem wir Stare fotografieren konnten, die direkt vor unseren Augen ihren Formationsflug absolvierten. Es waren wunderbare ruhige Stunden. Nach einem Bad im eiskalten See machten wir uns dann auf den Weg.
Im Camp angekommen schlugen wir als erstes mal unser Zelt auf, denn wir wollten uns vom Luxus des Campers befreien. Einmal wieder back to the roots! Am Abend lernten wir dann die anderen Teilnehmer kennen und mit vielen von ihnen waren wir gleich auf einer Wellenlänge. Und dann war es auch vorbei mit dem ruhigen Leben. Am nächsten Morgen klingelte um 5:05 Uhr der Wecker und wir machten uns auf den Weg zum ersten Ansitz. Schon auf dem Weg zum Spot hörten wir die ersten Hirsche röhren. Als wir dann endlich einen Blick auf die Lichtung werfen konnten, waren wir total begeistert. Rothirsche in der Brunft – und das direkt vor unseren Augen! Ein faszinierendes Erlebnis. Wir waren so begeistert, dass wir auch den Abendansitz hier verbrachten. Erwartungsvoll setzten wir uns an den Rand der Wiese – und bis auf einen Fuchs, der schon fast bei völliger Finsternis versuchte, einem Hasen hinterher zu jagen, bekamen wir nichts zu sehen… So ist das nun mal beim Ansitzen. Ein toller Abend war es dennoch.
So verbrachten wir viele Tage. Morgens ein Ansitz und abends ein Ansitz – und in der Mittagszeit lernten wir jede Menge Lebensräume der Umgebung kennen. Das Röhren der Hirsche begleitete uns fast den ganzen Tag – und vor allem die Nächte hindurch. Wir sahen Kraniche auf ihrem Pendelzug zwischen Futter- und Schlafplatz, Seeadler, Singschwäne und vieles mehr.
Das allergrößte Highlight, ihr habt es bereits im Titel gelesen, war unsere Begegnung mit den Wölfen. Nachdem wir mehrere Tage angesessen hatten, immer in der Hoffnung, ein Wolf würde unser Blickfeld kreuzen, sind wir an diesem Abend ganz in der Nähe des Camps spazieren gegangen, die Kameras natürlich immer zum Fotografieren bereit. Wir hatten eine ganz bestimmte Stelle anvisiert, denn irgendwie hatten wir beide das Gefühl, dass wir dort hin müssen. Und schon vor Jahren haben wir uns geschworen: Wir hören immer auf unser Bauchgefühl! Denn das hat uns schon einge tolle Erlebnisse gebracht – und vor weniger schönen geschützt. Und so kam es, dass wir kurz nach Sonnenuntergang durch einen finsteren Kiefernwald liefen.
Kurz vor dem angepeilten Spot trafen wir eine Teilnehmerin aus unserer Gruppe, die genau von dort kam, wo wir hin wollten. Alle Hoffnungen waren verflogen. Nachdem sie nun wenige Minuten vorher an der Stelle gestanden hatte, wird wohl kein Wolf die Lichtung queren… Aber was soll’s, dachten wir, gucken wir uns die Stelle wenigstens einmal an. Kaum bogen wir um die Ecke, waren sie da: zwei Wölfe, entspannt über die Lichtung laufend. Da der Wind für uns ungünstig stand, bemerkten sie uns sofort. Sie hielten inne und blickten zu uns herüber. Schauten sich an. Zögerten. Dann lief der eine nach hinten rechts weg, der andere nach links. Wieder innehalten, zögern. Was ist die bessere Variante? Ach, laufen wir nach links, schienen sie sich zu sagen, und verschwanden ganz entspannt und überhaupt nicht aufgeschreckt im Wald.
Dieses Erlebnis dauerte insgesamt wohl weniger als zehn Sekunden. Zehn Sekunden, in denen einem vor Begeisterung das Blut in den Adern gefriert, man am ganzen Körper eine Gänsehaut bekommt und in denen einem völlig klar ist, dass man eine solche Situation so schnell nicht wieder erlebt. Wir hatten Tränen in den Augen und konnten es einfach nicht glauben. Wölfe, freilebende Wölfe, direkt vor unseren Augen. Und warum? Weil das Bauchgefühl uns hierher geschickt hat…
Die Wölfe waren natürlich das aboslute und unbestrittene Highlight der Woche. Doch ganz wunderbar war auch der ganze “Beifang”, sowohl fotografisch als auch das Wissen angehend. Wir haben viel gelernt über Greifvögel, Wölfe, Rothirsche und auch übers Spurenlesen. Ganz viel Wildniswissen eben!
Wir hoffen, wir konnten euch ein wenig mitnehmen auf unsere Reise in die Wildnis.
Bis in zwei Wochen!
Daniel & Christine
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naturgezwitscher
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Und hier noch ein wenig “Beifang” aus der Wildniswoche…
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